Verfasser: gruene autos/Keyvan, Datum: 20.09.2014
Ehrgeiziges Auto-Projekt
Umbau zum Elektroauto: Alter DDR-Laster wird zum E-Mobil
Es sind Projekte wie dieses, die Aufsehen in der Automobilbranche erregen: Hanno Otzen, Inhaber der Autoschmiede Ringsberg, Lehrling Raphael Winands und das gesamte Team schraubten zwei Jahre lang an einem alten Barkas V901/2 Kleintransporter (Baujahr: 1964), um ihn in ein modernes E-Mobil zu verwandeln. Knapp 50.000 Euro und viel Know-How sowie Geduld hat es erfordert, um das Ziel zu erreichen. Der TÜV Nord hat den Umbau begleitet und nun endlich grünes Licht gegeben: Der E-Framo erhielt endlich die TÜV Plakette und darf damit auf deutschen Straßen fahren.
Ein alter Barkas V901/2 (auch Framo V901/2 genannt), ein ambitioniertes Schrauber-Team, ein mittleres fünfstelliges Budget und viel Kraft und Nerven – das brauchte es um den alten DDR-Transporter von Hanno Otzen “e-tauglich” zu machen. Der gelernte KFZ-Schlosser ist heute stolzer Besitzer eines Unikats, denn: Laut des Leiters der Region Nord-Ostsee beim TÜV Nord, Lars Münchau, gibt es nur rund 60 Oldtimer, die zu Elektroautos umgerüstet wurden. Damit ist Otzen fast schon ein Pionier auf dem Gebiet E-Mobilität: “Seit Juni fahre ich elektrisch, ökologisch und fast lautlos. Es gibt in Deutschland kaum Erfahrung mit solchen Umbauten und auch für uns war der Umbau komplettes Neuland. Deshalb war ich erleichtert, dass TU?V NORD die ordnungsgemäße Umrüstung und die Sicherheit des Fahrzeugs bestätigt hat.” Der begleitende TÜV Nord Sachverständige Christian Bethel ist von dem Umbauprojekt ebenso fasziniert und fügt hinzu: “Das Auto hat seinen historischen Charme behalten, obwohl vom Motor bis zur Karosserie vieles ausgetauscht wurde. Es ist das erste Mal, dass wir solch einen hochkomplexen Umbau begleitet und geprüft haben.”
Was lange währt, wird endlich gut
Das ursprüngliche Framo-Model kaufte Initiator Otzen im August 2012. Ab da investierten er und sein Team fast jede freie Minute in den Umbau – Kosten wurden dabei keine gescheut, auch wenn das Projekt keinen monetären Zweck verfolgte: “Ich wollte einfach umweltfreundlich fahren”, so Otzen. Der Umbau war jedoch kein Selbstläufer. Insbesondere der Zustand des Framos und die Batterien waren ein Problem: “Die Batterien, die wir über Polen aus China bestellen mussten, kosteten 11.000 Dollar – und wurden mit vier Monaten Verspätung geliefert. Beim Zerlegen stellten wir außerdem fest, dass der gesamte Holzrahmen des Fahrzeugs verfault war. Zum Glück fanden wir in Sachsen einen Experten, der sich auf Framo-Restaurationen spezialisiert hat und uns weiterhelfen konnte. Außerdem entpuppte sich unser Lehrling als hervorragender Holzkarosseriebauer”, erinnert er sich. Trotz der vielen Unterstützung, insbesondere vom TÜV Nord und E-Mobilbauern aus Deutschland und der Schweiz, hieß das Erfolgsgeheimnis beim Umbau immer noch Learning by Doing – das galt für die komplette Sandstrahlung, die Ausstattung des Führerhauses mit neuen Blechen und den Einbau des Elektromotors.
Innovative E-Technik in nostalgischem Gewand
Neben dem Spaß an der Sache war es für Hanno Otzen auch die Sensibilisierung für das Thema Elektromobilität, das ihn für sein Vorhaben ermutigte. Er möchte andere Fahrer von den Vorteilen überzeugen – und die sind vor allem in puncto Verbrauchs- und Wartungskosten überzeugend: So braucht der E-Framo bis zu 70 Prozent weniger Wartungsarbeiten (im Vergleich zu einem Fahrzeug mit Benzin- oder Dieselantrieb). Auch das häufig genannte Gegenargument „Niedrige Reichweite“ kann der Hobby-E-Pionier entgegnen: Der E-Motor, der sich unter der Ladefläche befindet, kann mit einer Reichweite von bis zu 200 Kilometern punkten, und sprich so für die technische Weiterentwicklung der E-Motoren und Batterien in den letzten Jahren.
Schon heute ist Hanno Otzen ein gefeierter Mann in der Szene: viel Aufmerksamkeit für sein ambitioniertes Projekt, ein Preis bei der 4. Nordeuropäischen E-Mobil Rallye und ausgiebiges Lob für seine Arbeit, unter anderem vom TÜV-Prüfer Christian Bethel, der dem Umbauleiter eine Pionierstellung auf dem Markt zuspricht. Otzen selbst ist nach Beendigung des Projekts jedoch längst nicht zufrieden. Sein neues Projekt hat er bereits ins Auge gefasst: den e-tauglichen Umbau seines alten Cabriolet Fiat 124.
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Textquelle:
GrüneAutos.com
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